Mittwoch, 10. März 2010

Risiko Pininfekt vs. Wundenputzen

Dem Wundenputzen möchte ich schon lange einen Artikel widmen.

Das größte Risiko bei dieser Methode sei der sogenannte Pininfekt, heißt es. Mir wurde gesagt, dass ich mit mindestens einem Infekt pro Eintrittsstelle rechnen müsse. Diese Rechnung wurde aber nicht ohne meinen pingeligen Mann gemacht ;-)

Ich habe wie berichtet nach 8,5 Monaten bzw. 37 Wochen keinen einzigen Pininfekt gehabt.
Jeder Mensch, der medizinisch zu tun hat (Hausarzt, Physiotherapeutin, Apotheke, behandelnder Arzt usw.), ist ganz von den Socken, wenn ich sage, dass wir keine derartigen Komplikationen hatten.

Worauf ist das zurückzuführen? Auf absolut pingelige Wundpflege, wie ich meine. Ich kann es zwar mittlerweile nicht mehr aushalten, ohne jedesmal meinen Polster vollzuheulen, aber es zeigt ja auch Wirkung.

Also - Wie macht mein Mann die Wundpflege:
Anfangs, in den ersten Wochen, reichte es, wie es im Krankenhaus gelehrt wurde: Die Pinstellen wurden lediglich mit den Kompressen gereinigt und fertig. Nach einer halben Stunde waren wir fix und fertig mit allem.
Dann wurden die Wunden größer und veränderten sich: Sie "lebten" mehr, es trat mehr Flüssigkeit aus und dadurch bildete sich auch mehr Kruste und die Öffnungen wurden länger, größer, tiefer. Mein Mann meinte, man sah bis zum Knochen. Ich wollte es nicht wissen, also gibt´s davon auch kein Foto.

Wir mussten den Reinigungsvorgang also anpassen und erweitern, um die Dinger sauber zu bekommen. Daraus hat sich dann folgende Vorgehensweise ergeben:

Es gibt 3 Durchgänge:
1. Zuerst befreit mein Mann alle Wunden systematisch von der Kruste. Er hat dazu eine Pinzette aus der Apotheke, die permanent im Alkoholfläschchen aufbewahrt wird, um die Infektionsgefahr zu bannen. Als die Wunden noch sehr groß und tief waren, waren da auch so "Flantschger" drin, die hat er auch rausgeholt damit. Überhaupt achtet er darauf, dass da kein noch so kleines Futzerl irgendwo dranbleibt. Pingelig, wie gesagt... aber gut so. Dieser Durchgang ist für mich der schmerzhafteste. Ich hab manchmal das Gefühl, er reißt mir das Fleisch aus dem Bein. Sicher bin ich inzwischen schon hochsensibilisiert und meine Toleranz ist schon bei Null. Anfangs empfand ich das nicht so schlimm. Andererseits dauert das ja nicht lange. Das ist nur ein Durchgang und im Normalfall sind wir in guten 10 bis 15 Minuten durch mit allen. Ich pack´s halt einfach nicht mehr, das ist alles.

2. Dann putzt er die Wunden mit dem Stieltupfer aus und desinfiziert schonmal ordentlich. Das brennt. Zum Teil höllisch.

3. Jetzt wird jede Wunde bzw. Pinstelle nochmal mit den Mullkompressen mit natürlich Desinfektionmittel darauf fertig gereinigt.

Dann befreit er meinen Oberschenkel noch vom Rest des Reinigungsmittels und dann wird wieder zugemacht. Wir brauchen jetzt ca. 1 Stunde dafür.


Weitere Tipps:

# Desinfektion: Mein Mann zieht sich nicht bloß die Latexhandschuhe an, sondern:
Es wird zuerst das Tischerl mit Desi-Mittel gereinigt, wo dann das Wundenputzzeug raufgelegt wird.
Dann desinfiziert er seine Hände (mit dem Hautdesinfektionsmittel Isozid)
Dann zieht er die Handschuhe an.
Dann desinfiziert er die Handschuhe.
Und erst DANN kommt er mal in meine Nähe.
Man kann sagen was man will, aber schlecht war´s sicher nicht ;-)

# Sogar zum Einschneiden der Kompressen ohne Schlitz (es gibt auch spezielle Schlitzkompressen, aber an manchen Stellen sitzen bei mir ja mehrere Pins aneinander, da müssen wir 2 Schlitze einschneiden) hat er eine eigene Schere, die vorher in Alkohol getränkt wird.

# Man muss danach die Haut abseits der Wunden vom Desinfektionsmittel befreien. Die Haut wird sonst leicht gereizt und es können sich auch Ausschläge bilden. Das macht mein Mann mit Natrium chloratum physiologicum.

# "Wundenputzmittel" (Schleimhaut-Desinfektionsmittel): Wir benutzen hauptsächlich das braune Betaisadona (das brennt zwar wie Hölle aber ich vertrage es besser) und wechseln ab und zu mit dem Octenisept ab. Das ist angenehmer, aber von dem bekomme ich sofort Ausschlag.

# Am Morgen und Vormittag ist man schmerzresistenter. Ganz selten putzen wir morgens/vormittags, da ist das tatsächlich relativ "locker". Leider hat mein Mann aber vor dem Abend meistens keine Zeit und da gibt es schon einen haushohen Unterschied.
Das ist recht interessant, der Körper hat da wirklich so einen Biorhythmus. Wenn man auf´s Körperliche reduziert ist, kommt das ganz groß raus...

# Ich habe in der ganzen Zeit keinen Tropfen Wasser auf die Wunden gelassen.

# Wir haben 3,5 oder 4 Monate jeden Tag geputzt und ab da konsquent jeden zweiten Tag. Komme was wolle. Sogar als er zweimal einen grippalen Infekt hatte, hat er mich geputzt. Also das kann ich gar nicht hoch genug anrechnen...

# Viel Glück allen, die es noch vor sich haben! Es ist machbar!

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Und niemals vergessen: Jeder Fall ist ein eigener Fall. Ich hab auch schon davon gehört, dass manche gar nicht putzen mussten. Und auch, dass manche duschen, hab ich gehört.

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