Dienstag, 18. August 2009

Schmerzen, Frust, Nerven usw.

Eine häufig gestellte Frage ist die nach den Schmerzen.

Ja, die gibt es.
Und es gibt auch verschiedene Formen und Ursachen.

Es gibt aber auch eine Schmerztherapie und einen jeweils individuellen Umgang damit. Weiters Variationen je nach eigener Befindlichkeit, sowohl physisch wie auch psychisch.
Es wird also nicht viel Sinn machen, wenn ich hier die verschiedenen Schmerzformen und Intensitäten beschreib
e. Das ist auch individuell bestimmt.
Ich merke zum Beispiel, dass die Schmerzen schlimmer sind, wenn es mir psychisch nicht gut geht. Wenn der "Hüttenkoller", die Langeweile, das Angewiesensein, das Gerät nervt und das Ende
wieder mal sehr weit ist... Dann gibt es mehr Schmerzen bzw. tun sie mehr weh. Ja, dieselben Schmerzen nämlich sind nicht so schlimm, tun nicht so sehr weh, wenn es mir v.a. psychisch besser geht.

Zur Schmerztherapie:
Ich bekomme
2 Arten von Schmerzmitteln: Hydal und Novalgin.
Die Hydal sind Morphiumtabletten und die gibt es in verschiedenen Milligramm-Abstufungen. Da hab ich eine Basistherapie und bei Mehrbedarf noch die sog. "Rescues" mit weniger Milligramm und schneller Wirksamkeit, wo ich bis zu einer gewissen Menge dazunehmen kann.
Die Novalgin sind auch starke Schmerzmittel mit einem anderen Wirkstoff.
5 Mal am Tag läutet bei mir der Tablettenwecker. Bei Bedarf kann es sein, dass ich dazwischen auch mal eine Rescue nehme.

Natürlich hat das alles seine Nebenwirkungen, v.a. Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Verstopfung usw. Übelkeit nur mehr hin&wider (wenn ich zu wenig esse), anfangs eher und da nur nach Überdosen. Erbrochen hab ich aber nie deswegen. Es lässt sich also schon ganz gut aushalten.

Abhängigkeit:

Ja, natürlich macht Morphium abhängig. Ich spür zwar nichts davon (hab ja meine fixen Zeiten, wo ich mir sogar den Wecker stelle), aber man sollte halt nicht so naiv sein und das dann abrupt absetzen. Soll angeblich vorkommen. Dann hat man einen kalten Entzug. Ich bin unter ständiger Betreuung meiner Hausärztin und möchte spätestens nach der Drehphase die Dosis verringern. Spätestens wenn das Gerät dann ganz draußen ist, werde ich das dann "ausschleifen" lassen. Also langsam abbauen. Laut den Ärzten soll das ganz gut funktionieren und ich bin zuversichtlich, dass das geht.



Drehverlauf... Auf und Ab, Hoch und Tief...


Wir befinden uns bei Drehtag Nr. 37 von 44. Das heißt: 7 Drehtage noch, dann ist diese Phase mal vorbei.

Wie verlief´s bis jetzt:
Nach der OP natürlich mal nur und rein "niederg´streckt". Der Knochen frisch durchtrennt, das Gerät im Bein, Schmerzen. Oder fast (die Medikamente - Morphium und Co. - helfen zum Glück ja ganz gut). Nach 7 Tagen "Adaption" wurde bereits mit dem Drehen begonnen. Nach 11 Tagen schon ab nach Hause. Dann kam mal eine - leider nur kurze - Phase, wo ich mich von der OP, der Umstellung auf das Gerät, die Schmerzen und die Medikamente dann allmählich erholt hatte. Da dacht´ ich doch glatt, dass es ja eh nicht so arg ist. Isses ja auch nicht. Gibt schon wesentlich Schlimmeres. Aber ein Spaziergang im Wald isses auch nicht grade...
Die ersten 21 Drehtage hab´ ich durchgedreht - also rein mechanisch, nicht psychisch ;-) Hatte sogar das Gefühl, alles wird immer besser. Aber so ist das mit dem Teil nicht. Kaum hat man die OP überwunden und die Adaption an Teil und Schmerzen mal geschafft, wird´s "zacher". Die Wunden immer weiter offen (das Teil "wandert" ja schließlich), das Bein immer noch g´streckter: Man kann das Bein bereits nach der OP nicht mehr abbiegen (zumindest wenn´s in den OS eingesetzt wird). Dann versucht man mit Zusatzmitteln und Zähne zambeißen, es um ein paar Grade wieder zum Biegen zu bringen, und dann kommt aber eben der Streckeffekt. Außerdem immer mehr Wehwehchen dazu und schließlich - langsam aber sicher - ließen zumindest bei mir dann auch die Nerven merklich nach. Man darf nicht den Fehler machen und sich denken: "Jetzt wird´s besser, jetzt geht´s bergauf". Solange man im Drehprozess ist, ist das nicht so. Darauf kann man danach dann hoffen. Ich hab´zwar schon versucht, die Wunden immer ein bissl "auszuleiern" durch gewisse Beanspruchung. Hab´ gehofft, dass es dann leichter geht. Aber es ist erstens nicht jeder Tag gleich gut. Weder physisch noch psychisch. Und es kommen verschiedene Effekte und Schmerzen dazu. Also hatte ich jetzt mal ein ziemliches Tief zu durchtauchen. V.a. psychisch. Im Moment schaut´s wieder gut aus. Aber man kann das offenbar nicht so sagen. Mal geht´s besser, mal schlechter. Mal kippt alles ganz rasch wieder um.

Man darf wirklich nicht vergessen, dass es noch schlimmere Schmerzen und körperliche Zustände gibt und auch, dass das ein absehbares Ende hat. Vielleicht sollte ich mir das mal ganz groß wohin schreiben ;-) Wenn nämlich mal der Frust, die Depression und die Schmerzen überhand nehmen, ist es schwieriger, wieder Oberwasser zu kriegen. Momentan schaut´s also wieder besser aus.

Seit dem 21. Drehtag mache ich also immer wieder mal 1-2 Tage Pause. Noch 7 Tage. Der Countdown läuft.

Beim letzten Röntgen, 27 Tage nach Drehbeginn, war ein Ende zwischen den Knochen schon etwa 2,5 cm offen und man konnte schon Kalziumeinlagerungen und Kallusbildung erkennen (siehe Foto).

Vom Verlauf her also alles bestens :-)

Montag, 3. August 2009

Frust

Tja, was soll ich euch vormachen. Bei allem positiven Denken und Dankbarkeit, dass ich das überhaupt machen kann... Es ist natürlich nicht einfach, nicht lustig und manchmal schon auch recht frustrierend.

Wie gesagt: Das, was es bei dieser Prozedur (neben den praktischen und organisatorischen Dingen) am allermeisten braucht, sind gute Nerven und Durchhaltevermögen.
Ich krieg das zur Zeit zu spüren. Wenn der ganze Körper so ramponiert ist und man nichtmal rauskommt, kann das schon deprimieren.
Warum der ganze Körper: Neben den Schmerzen vom Apparat (Knochen, Wunden und eingeschränkte Beweglichkeit) kommt natürlich Kreuzweh dazu, im Unterbauch bin ich von den täglichen Trombosespritzen ein einziges Sieb (was sich weder toll anfühlt, noch toll aussieht), die Verstopfung von den Medikamenten und diese Eingeschränktheit. Duschen geht mir ab. Waschen ist so mühsam und hat dann nichtmal was erfrischendes. Manchmal (oder meistens) hab ich das Gefühl, ich stinke einfach weiter - obwohl ich täglich viel Zeit damit verbringe, mich gründlich am ganzen Körper zu waschen.

Ich hab´ auch eine gesteigerte Sensibilität bei manchen Empfindungen: Vor allem der Geruchssinn ist ausgeprägter und auch die Geräusch- und Lärmempfindlichkeit ist wesentlich ausgeprägter. Das ist anstrengend und nervenaufreibend.
Die Augen sind ebenfalls empfindlicher. Fernsehen und Lesen ist also auch anstrengend. Zusätzlich zu den Konzentrationsstörungen, die das Ganze auch erschweren.

Ja, und dann kommen natürlich so Dinge dazu, wie zum Beispiel, dass ich einfach viel allein bin. Und immer am selben Ort: in meinem Bett. Es ist in diesen Wochen so heiß, dass ich nichtmal auf den Balkon sitzen mag - und kann (Kreislauf). Und ich hab auch gar keine Lust dazu. In der Nacht bin ich auch allein in meinem Bett. Ich schlafe bei offener Tür und Licht im Gang. Bin sehr schreckhaft geworden. Muss aber allein schlafen, weil wir (mein Mann und ich) je ein eigenes Zimmer haben mit je einem 140er Bett - damit wir sowohl unser eigenes Reich haben, aber auch genug Platz für zu zweit im Bett. Leider sind die Betten in diesem Fall aber einfach zu eng. Ich brauche mehr Platz und mein Mann mehr Ruhe in der Nacht. Also das kommt auch dazu. Recht einsam und allein am immer ewig gleichen Ort. Das ist öd. Und seit ein paar Tagen geht mir das alles ein wenig auf die Nerven.

Die einzige Lust, die mir mein Körper zur Zeit gönnt, ist der Geschmacksinn und das sieht man mittlerweile glaub´ ich auch schon.
Also die Highlights des Tages sind im Moment: Essen und Wundpflege. Wobei das erstere die einzige Lustempfindung möglich macht und Letzteres das Schmerzhafteste vom Tag ist. Yippieh.

So, damit lass´ ich mal meine Jammerei. Gehört halt auch dazu.
Und das sind natürlich alles Dinge, die bei jedem anders sind. Die Umstände und die Empfindlichkeiten. Vielleicht bin ich da ja einfach etwas sensibler.