Freitag, 31. Juli 2009

1. Monat vorbei

Vorgestern war die OP 1 Monat vorbei und Halbzeit beim Drehen: 22. Tag von 44. Wie ist es bisher gelaufen:

Die Zeit im Krankenhaus war v.a. vom Knochschmerz her am schlimmesten. Natürlich auch die Adaption an die Medikamente und die Nebenwirkungen sowie die "Gewöhnung" an das Gerät und die Behinderung.
Der Knochenschmerz ist dann in den Hintergrund getreten, als sich der Knochenmarkskanal wieder allmählich geschlossen hat und der Kallus langsam entstanden ist.
Die Wundschmerzen traten in den Vordergrund und das Gewöhnen an diese ständige "Ramponiertheit". Langsam hab ich mich auch damit abgefunden, dass ich mich auch nachts mind. 1 Mal aus dem Bett und aufs Klo kämpfen muss (1 Nebenwirkung ist die starke Entwässerung durch die Medikamente).
Schließlich dachte ich schon, soooo schlimm isses ja gar nicht. Bis vorgestern. Bis sich ein sehr starker Wundschmerz entwickelt hat.
Durch das Drehen bewegen sich ja auch die Pins und die Wunden, die ja bis zum Knochen gehen, öffnen sich immer mehr. Ich erspare euch ein Foto davon.
Jedenfalls ist dieser starke Wundschmerz auch nicht zu vernachlässigen. An eine gewisse "Dosis" davon hatte ich mich tatsächlich schon fast so etwas wie "gewöhnt". Aber das kann auch noch ärger sein und das ist nicht lustig. Ich hatte (bzw. habe noch immer) dann also trotz prinzipiell positiver Grundeinstellung auch ein psychisches Tief.
Natürlich ist klar, dass sich das auch wieder ändert, aber es ist auch klar, dass man nich immer tough sein kann.

Ich denke, das ist bei der ganzen mentalen Vorbereitung und Grundeinstellung auch wichtig: Sich bewusst sein, dass es wesentlich Schlimmeres gibt, aber auch, dass das hier auch eine große Herausforderung ist. Dass am Ende zwar ein positives Ergebnis zu erwarten ist, auf das man sich freuen kann, aber dass der Prozess dazwischen doch einiges abverlangt und auch von Höhen und Tiefen geprägt ist. Es ist kein kontinuierlicher Verlauf, weder "gerade aus", noch in Richtung "immer besser". Es geht auf und ab, hin und her, körperlich wie psychisch.
Aber ganz wichtig ist, sich auch in den Tiefphasen vor Augen zu halten, dass dieser Eingriff ein sicheres Ende haben wird mit noch dazu ziemlich sicherem positiven Ergebnis. Solange einem gesundheitlich nichts Wesentlicheres fehlt, ist es sogar ziemlich großartig, dass man sich damit seine Gesundheit und seine Lebensqualität verbessern kann.

98% meiner Zeit spielt sich jetzt, 1 Monat nach der OP noch im Bett ab. Aber von der Grundverfassung ist es kein Vergleich zum Beginn.
Ich habe auch schon 4(!!) "Ausflüge" hinter mir (2x Postkasten, 1x bis zur Apotheke(!), 1x mit dem Auto), aber davon ein andermal mehr.

Samstag, 25. Juli 2009

Was braucht es alles dazu

Leider sagt einem ja niemand, was da wirklich auf einen zukommt. Die Ärzte wissen das offenbar nicht. Hier nun ein paar Tipps dazu:

Praktisch:
  • Jemand, der kocht, putzt, einkauft und die Wunden pflegt - jeden Tag(!). Beginnend beim Frühstück, darüber hinaus Apothekengänge usw.
  • Ein Auto, bei dem man den vorderen Sitz ausbauen kann für Transporte ins Krankenhaus etc. Hier in Österreich wird dazu kein Krankentransport bezahlt - weil man ja eh "mobil" ist. Man kann aber den Fuß nicht abbiegen (zumindest bei Oberschenkel-Fixateuren) und muss ihn außerdem weich lagern können wegen der Schmerzen (wir polstern immer das ganze Auto aus dafür).
  • Eine Hausärztin/Hausarzt, der/die ins Haus kommt und sich außerdem mit derartigen Wunden auskennt. Ein übersehener Infekt kann ausnehmend bedrohlich werden.
  • Haltegriffe im Klo.
  • Eine gute Matratze. Am besten ein Krankenbett, das man elektrisch steuern kann. Bedenkt: Man kann nur am Rücken liegen...! Ich hab ein normales Bett, aber eine sehr gute Latexmatratze. Krankenbett wird (derzeit) von der GKK zur Verfügung gestellt, aber man muss die Matratze selber reingeben.
  • Eine wasserdichte Bettunterlage, die Wunden "safteln" hin und wieder.
  • Ein Gestell bzw. ein Bett-Tischerl, auf dem man im Bett essen usw. kann.
  • Ein Zimmer, in dem man sich wohlfühlt. Man wird sehr viel Zeit darin verbringen.
  • Vom Bett aus Stereoanlage, Fernseher, Computer bedienen können. Man muss wirklich um alles bitten sonst.
  • Rutschfeste Schuhe bzw. Schlapfen. Die braucht man dann immer. Barfuß geht nicht, weil man auf einem Fuß eine Bandage hat und auf dem anderen den Trombosestrumpf, da rutscht man. Der gesunde Fuß wird dann sehr viel als Stütze benötigt, rutschfest ist MUSS. Dafür ruhig Geld ausgeben, man wird es nicht bereuen!
  • Unterhosen, die einen seitlichen Klettverschluss haben. Gibts im guten Outdoorhandel oder im Internet, z.b. bei http://www.quick-slip.de/. Oder Bikiniwäsche mit seitlichen Bändern. Anders gehts nicht.
  • Jemand, der nähen kann. Es gibt KEIN Gewand, das drüber geht. Außer gaaaanz weite Röcke und kurze Röcke. Die man aber von oben her anziehen muss. Vorher schon was nähen.
  • Radlerhandschuhe mit Gel-Einlage. Krücken-gehen geht auf die Hände und tut weh! Die Hände müssen (fast) das ganze Gewicht tragen.
  • Platz im Bad machen. Einen Stuhl hinstellen.
  • Genügend Waschlappen. Duschen geht nicht.
  • Irgendwelche Auflagen für´s Bett. Die Pins stechen sonst das Leintuch durch. Ich habe ein paar alte Leintücher von meiner Schwiegermutter bekommen, die wir über das eigentliche drüberlegen. Hat sich schon bewährt ;-)

Körperlich:
  • Schauen, dass man körperlich in einigermaßen guter Verfassung ist. Beweglichkeit und Gleichgewichtssinn sind Voraussetzung.
  • Gewicht reduzieren. Ich bin wirklich um jedes Gramm, dass ich nicht tragen oder ausgleichen muss, froh
  • Rindfleisch essen, Vitamin D. Gesund essen. Verdauungsfördernd essen (die Medikamente stopfen).
  • STOPP mit Rauchen! Rauchen steigert das Risiko für Wundinfekte um fast 1/3! Außerdem verlangsamt es die Wundheilung und Knochenbildung!

Mental:
  • Sich schon im Vorfeld erkundigen, was auf einen zukommt, sich mit den Schmerzen auseinandersetzen.
  • Bewusst sein, dass man dann ein Pflegefall ist und auf andere angewiesen ist.
  • Mit Einschränkungen leben lernen.
  • Sich aber auch bewusst sein, dass das alles auch einmal vorbei geht und man dann ein besseres Leben hat. Ziele setzen und vor Augen behalten, z.b. auf einen Berg gehen, Stöckelschuhe anziehen ;-)
  • Man muss schwere Medikamente nehmen, die auch ihre Nebenwirkungen haben. Aber auch das wird ein Ende haben. Der Körper schafft das.
  • V E R T R A U E N . In das Operationsteam und in sich selber. Positiv reingehen.

Sonst:
  • Geduldige Angehörige/Pflegende
  • Genug Geld berechnen. Die Medikamente, das Verbandsmaterial, die Physiotherapie, aber auch das ganze Rundherum (von den Spezial-Unterhosen bis zu den Haltegriffen im Klo...) bedenken. Allein die Medikamente und Verbandsmaterial kosten im Moment ca. EUR 35,- pro Woche(!)...
  • Sich mehrere Meinungen einholen. Und dann nur von erfahrenen Orthopäden durchführen lassen.

Freitag, 24. Juli 2009

Infos zur Anbringung

Ich hatte großes Glück. Ursprünglich war geplant, im Unterschenkel noch einen dritten Ring anzubringen. Den brauchte es zum Glück nicht.
Außerdem hat mein Arzt das Gerät wirklich super angebracht. Ich habe 4 Pins mit je 5mm Durchmesser und 2 Drähte, die bei jedem Ring nochmal quer durch den Oberschenkel gehen. Macht 8 Einstichstellen. Auf den Drähten ist eine Spannung von je 200 kg. Die Ein- bzw. Austrittstellen sind alle seitlich angebracht, das schafft schon viel "Komfort". Es ist jedenfalls besser, als wenn die Pins rundherum gehen würden.
Ich hab also ein wirklich kompaktes Gerät, das auch so angebracht ist, dass es sich damit leben lässt. Ich hab zumndest keine Probleme damit, wenn der Fuß aufliegt. Und das tut er ja zu 98% der Zeit. Stehen und gehen geht auch noch irgendwie (mit Krücken), aber sitzen ist leider eher unmöglich damit. Da ein Ring relativ weit oben angebracht ist, kann man also nicht ganz aufsitzen und den Fuß auch nicht abbiegen, sodass man ziemlich verkrampft dasitzen muss. Also ist das eher selten der Fall. Hier ein paar Eindrücke:

3 Wochen nach der OP

Ich hab die OP nun hinter mir und kann nur sagen, ich bin froh, dass ich´s gemacht habe.
Die OP ist super verlaufen, keinerlei Komplikationen, alles bestens. Und wenn man ein bisschen die Zähne zusammenbeißt und "zäh" ist, geht´s.
Die erste Woche war sehr schmerzhaft und "zach", aber ich hab´s ja auch überlebt. Es ist weiterhin natürlich schmerzhaft, mühsam, umständlich usw. Es verlangt schon ein bisschen was ab, auf jeden Fall. Aber es ist machbar.
Wichtig ist, sich darauf einzustellen. Mental, aber auch praktisch.
Man ist ein Pflegefall nachher. Ich kann nichts tun, außer - aber das immerhin - selber auf´s Klo gehen und mich waschen. Sonst nichts. Es ist schon ein Triumph, dass ich mich selber aus dem Bett raus bringe (im Krankenhaus ging das noch nicht). Mein Bein kann sich nicht selbst heben, ich muss mit dem anderen Bein das linke unterstützen und mich so hinaushieven. Aber für Haushalt, kochen, putzen, einkaufen braucht´s Hilfe. Auch für das Wundenpflegen. Das muss täglich geschehen und kann nur mit Hilfe gemacht werden. Es dauert mittlerweile nur mehr max. eine halbe Stunde. Essen passiert im Bett, ich hab da so ein Gestell, mit dem ich da essen kann. Auf
einem Stuhl sitzen geht nicht. Die meiste Zeit wird im Bett verbracht.

Warum schreibe ich das alles?

... Weil ich allen Mut machen möchte, die ebenfalls vor so einer Entscheidung stehen und allerhand Befürchtungen haben. Außerdem, um Tipps zu geben, was man alles beachten sollte, planen sollte, was man da so braucht usw.