Freitag, 29. Juli 2011

Probleme und Risiken vs. Erfolge

Alle, die sich mit einem allfälligen Eingriff auseinandersetzen, haben sicher auch schon von den diversen Risiken gehört, die da u.a. sind:
Pininfekte, lockere Schrauben, kein richtiges Knochenwachstum/Pseudarthrosen, das Alter usw.

Alle, denen solche "Geistergeschichten" schon untergekommen sind, kann ich beruhigen: Ich hatte kein einziges medizinisches Problem - in dieser Art zumindest ;-)
Es war zwar öfters mal, dass die Eintrittsstellen ein bisserl entzündet waren, aber nie so, dass es wirklich ein Pininfekt gewesen wäre. Auch war nie eine Schraube locker (zumindest vom Gerät..) oder sonst sowas. Es gibt ja Geschichten, wo die Pins so locker sind, dass man sie permanent festschrauben muss oder man überhaupt einen weiteren Eingriff braucht für Umsetzungen usw.

Meine medizinischen Probleme waren eher die fehlende Beugung, das langsamere Knochenwachstum (womit ich aber rechnen hätte müssen) und die Nebenwirkungen der Medikamente. Das gröbere Problem bei meinem Eingriff war also eigentlich die Beugung und die hat dann auch dementsprechend intensive Aufbauarbeit gebraucht- und jetzt hab ich halt gute 130° und da ich nicht mehr mag, wird das wohl eher so bleiben... aber damit kann ich leben.

Bzgl. Alter: Ich war zum Zeitpunkt des Eingriffs 34 und wog ca. 54kg bei 165cm und kann nicht sagen, dass das jetzt ein Problem gewesen wäre.

Rauchen: Sorgen gemacht hab ich mir im Vorfeld aber auch darum, dass ich bereits mit 13 zum Rauchen angefangen habe - was ja auch tödlich ist für gutes Knochenwachstum. Aber da hab ich auch die Kurve gekriegt, es war kein Problem, ich hab allerdings sofort bei Entschlussfassung zur OP, also gute 5 Monate vor dem Eingriff damit aufgehört - und bis jetzt auch nicht wieder damit angefangen. Bringt´s ja auch nicht so wirklich ;-)
Was aber schon relevant ist: Sofern irgendwie mit den Lebensumständen vereinbar, sollte man sowas schon so früh als möglich machen - nicht nur wegen dem Knochenwachstum. Sondern man verliert ja so viel Lebenszeit. Zuerst, weil man jahrelang mit Schmerzen lebt und gleichzeitig nicht viel machen kann und wenn man das dann so spät macht, sind gewisse Läsionen halt auch nicht mehr wirklich gut zu machen, weil eine gewisse Altersabsnützung ist ja auch dabei. Und 100% gut wird mein Knie wohl nie mehr so richtig, aber wenn ich das ein paar Jahre früher machen hätte können, wäre einerseits mein Leben etwas bewegter und auch schmerzfreier verlaufen und andererseits wäre das Knie heute wohl auch besser beinander...

Läsionen vor dem Eingriff: In meinem Knie waren schon Jahre zuvor und so auch zum Zeitpuntk des Eingriffs ein paar Dinge nicht ganz in Ordnung: Meniskuseinriss, Bakerzyste 7cm und noch ein paar Sachen. Ich hatte ein bisserl Schiss auch deswegen, weil es ja dauernd weh tat und immer irgendwelche Entzündungen drin waren. Aber das war ja schließlich der Grund, weshalb ich´s gemacht habe. Jetzt klopft´s und sticht´s schon auch manchmal noch, aber ich versuch das nicht zu ernst zu nehmen. Machen kann ich ja alles was mir taugt und manchmal hab´ ich sogar das Gefühl, als ob´s mit Bewegung und Belastung sogar besser wird. In die Knie zwingen mag ich mich zumindest nicht mehr lassen davon ;-)

Nicht-medizinische Herausforderungen: Die gibt es schon eher. Schmerzen, Behinderung, Einschränkung, Hüttenkoller, Depressivität, Angst, Sorgen, Einsamkeit usw. Da muss eh jeder für sich einen Weg finden... aber am Ende kann man aber auch sehr viel daraus gewinnen...!


Vorbeugende Maßnahmen:
Dem Pininfekt kann man mit pinggeliger Wundpflege schon was entgegensetzen, die war ja bei uns sehr ausgeprägt (und dementsprechend schmerzhaft!!) - aber auch erfolgreich. Es war schlimm, aber es hat sich ausgezahlt. Weil wenn du einen zünftigen Infekt hast, muss der Pin oder Draht ja raus und schlimmstenfalls ein neuer eingesetzt werden - das heißt: Zwischen-OP. Also Zähne zusammenbeißen und durch.
Außerdem hab ich während der 37 Wochen keinen einzigen Tropfen Wasser auch nur in die Nähe meine Wunden kommen lassen. Es gibt auch gegenteilige Aussagen, wonach man damit schon duschen kann, aber ich hab´s nicht gemacht.
Für´s Knochenwachstum: Rauchen einstellen, Kalzium und Vitamin D (Rindfleisch) zu sich nehmen.
Lockere Pins: Keine Ahnung. Vielleicht auf eine gute OP setzen?!

Seltsam, aber jedenfalls beachtenswert:
Vor (und auch nach) meiner OP haben mir verschiedene medizinische Fachleute gesagt, dass sie seit Jahren beobachten, dass es für den Erfolg einer OP sehr wichtig sei, wie der Patient in diese "hinein geht". Auch die, die sich von der "Eso-Ecke" explizit abgrenzten, haben das gesagt ;-)
Ich hab daher in den Monaten vorher bewusst versucht, ein positives Bild und eine positive Stimmung zu dem Ganzen zu erzeugen. Und meinen Operateuren hab ich innerlich gewünscht, dass es ihnen gut geht, dass sie gut drauf und gut ausgeschlafen sind und das dann ganz super machen alles. Und siehe da: Ich hatte tatsächlich keinerlei ernsthafte Komplikationen, die OP ist supergut verlaufen und alles ist gut gegangen :-)

Unterstützungsangebote

Am Foto: Ich und meine Kletterpartnerin (jawoll!) am Berg :-)


Wie schon berichtet, war es mir wichtig, als ich mich mit der Prozedur auseinanderzusetzen begann, Kontakt zu Leuten zu bekommen, die sowas schon einmal gemacht haben.

Irgendwie hab ich durch viel Glück einen direkten Kontakt bekommen und der hat mir wichtige Tipps geben können, die man von einem Nicht-direkt-Betroffenen nicht kriegt. Zumindest war´s bei mir so. Medizinisches Personal weiß zwar allerhand, aber damit leben ist dann ja doch was anderes.

Wenn ihr also Kontakt sucht, versucht es mal mit der geschlossenen Facebook-Gruppe "Ilizarov/Taylor Spatial Frame".
Die ist zwar amerikanisch, aber da tummeln sie sich, die Artgenossen ;-) Da sie geschlossen ist, muss man um Aufnahme ersuchen, dafür trifft man aber auch nur "Kollegen" ;-)
Es gibt viel Zuspruch aber natürlich auch jede Menge Problemchen die man da so mitbekommt. Das wirkt VOR der Prozedur vielleicht abschreckend, aber wenn man drin steckt, sieht man zumindest, dass es noch viel schlimmere Verläufe geben kann - und in der Regel meldet man sich ja auch eher zu Wort, wenn´s einem NICHT so gut geht.

Zu meiner Zeit hat´s die Gruppe noch nicht gegeben, aber ich hätte sie sicher nicht nur passiv, sondern auch aktiv genutzt.