Donnerstag, 5. März 2009

Was machte die Entscheidung für mich schwer?

Als erstes: Bei mir geht immer irgendwas schief, ich hab immer irgendwo das Bummerl, das kann gar nicht gutgehen. Wahrscheinlich fängt das schon mit der Narkose an, dann geht vielleicht schon beim Einsetzen bei der OP was schief (ein paar Muskeln kaputtmachen) und während des Verlaufs sowieso: Pininfekte ohne Ende und die Knochen werden wohl auch nicht zamwachsen...

Als zweites:
pack ich das überhaupt? Die Schmerzen, die Bewegungseinschränkung (nicht sitzen und nicht liegen können, nicht waschen können usw.), die mentale Herausforderung, Umgang mit den Schmerzen (Knochen und offene Wunden...). Nicht rauskönnen, kein Spaß, keine Bewegung, einen ganzen Sommer versäumen und im ganzen dann 2 Jahre... und: keine Liebe... und wahrscheinlich aber nichtmal Bock drauf... Und mein Mann? ... Und mein Sohn? ... Aber die sind ja Gottseidank schon einiges gewohnt und geeicht, die haben einen guten Humor und den werden sie auch brauchen, wenn dann eine Fausi mit Schmerzen rumliegt, die auch noch frustriert ist, wenn dann Sommer ist und eigentlich ganz was anderes am Programm stünde... ;-)

Als drittes, natürlich: Beruf. Wie wird das wohl gehen, was wird da wohl geschehen... Hier gibt´s so einiges, das mir schlaflose Nächte bereitete...

However. Schlaflose Nächte, Ängste, Szenarien usw.

Und: Bevor ich kürzlich neuerlich damit angefangen habe, also damals, vor 3 Jahren, waren das auch noch andere Dinge wie: Eine Narkose bitte sowieso niemals und irgendwen an meinem Körper herumschneiden und schraufen lassen schon gar nicht! Keiner rührt mir meine Knochen an! Das KANN - NICHT - GUTGEHEN! ;-)

Die Entscheidung

Es war also schließlich mal soweit, dann kamen noch 2 Wochen bis zur Entscheidung, wo ich´s machen soll (bei den Spezis in Wien Speising oder bei den Spezis auf der Stolzalpe) und mittlerweile denk ich mir: so ein Riesending, dass man dafür zur Bloggerin mutieren muss, isses ja wirklich nicht ;-)

Auf der anderen Seite hätte ich mir in der Zeit der ersten Recherchen gern mehr persönliche Erfahrungsberichte speziell zum Taylor Spatial Frame gewünscht. Keine gefunden. Nur Beinverlängerungen mit Monofix oder Marknagel und natürlich auch Komplikationen... da gibt´s ganze Geisterg´schichtl´n!

Aber: Dieser Blog soll Mut machen. Vielleicht bin ich ja momentan wieder in einer Phase der Verneinung und Verdrängung (mir kann gar nichts passieren, wird eh nicht wild, alles locker...), aber zumindest hab ich vor, einen positiven Verlauf zu berichten. Wie man´s machen kann usw.

Und natürlich: wenn die Schmerzen schlimm sind, ist man schon auch einfach mitteilungsbedürftig und die werden das Hauptproblem sein vermutlich. Aber das Ziel rückt damit halt auch näher... nämlich letztendlich nahezu keine mehr zu haben :-)
Und wenn alles super wird, auch mal ein kurzes Rockerl und unbequeme (Stöckel-)Schuhe anziehen ;-)

Der Weg zur Entscheidung II

Lustig ist ja, dass ich im Grunde relativ rasch erste Schritte gesetzt habe und dabei nicht so recht an die Realisierung glaubte... oder doch?
Nach meinem Infekt, wo ich im Bett lag, kam erstmal der Weihnachtsurlaub. Bereits da ratterten die Rädchen. Dann setzte ich Schritte. Ich klapperte innerhalb von nur 3 Wochen 3 Kliniken zu dem Thema ab. Während dieser Zeit gab´s jedenfalls massive Tiefs, eins nach dem anderen. Erst die Nachricht, ich bräuchte einen Ringfixateur - statt eines monolateralen Fixateurs*. Dann dachte ich, in 3 Monaten wäre die Geschichte erledigt (und selbst das hat mich 3 Jahre zögern lassen!) und ich erfahre, dass das Ding mind. 6 Monate in meinem Bein stecken wird. Von der Zeit der Nachbehandlung mal zu schweigen, hier geht´s mal nur um die massivste Phase.
Und: Es reicht nicht, das Ding in den Oberschenkel zu jagen, sondern auch gleich noch in den Unterschenkel. Nächster "Hammer": die Klinik meiner Wahl hätte erst in einem 3/4 Jahr einen Termin für mich... Tja, eine Investition in eine Zusatzversicherung wär vielleicht auch mal nicht schlecht gewesen...

Das, was hier an Prozess sich dann tat, ist ja gar nicht uninteressant: Ich klappere 3 Kliniken von Steiermark bis Wien ab, recherchiere nebenbei was das Zeug hält, hab Tag und Nacht nichts anderes im Kopf, kann deswegen nicht schlafen und sage nach wie vor: ich schau mal, ich weiß nicht ob ich das überhaupt machen werde und außerdem: das pack ich eh nicht. Ringfixateur war von Anfang an Tabu, viel zu "zach" wie man bei uns sagt.
Ablehnung, Verzweiflung und Selbstgeißelung (dass es wirklich schlimmeres gibt, ich wenigstens froh sein sollte um die Möglichkeit und nicht mal dazu imstande bin usw.) und schließlich: ok, was soll´s, es bleibt nichts anderes übrig, wird schon alles irgendwie gehen.

*Anm.: Im Herbst 2006 stellte ich erstmals Erkundungen an und man sagte mir, dass ich das mit einem monolateralen Fixateur machen könne, der dann 3 Monate drin bleibt. Na Gott sei Dank hab ich mir das nicht einreden lassen! Ich dachte zwar, so einen Ringfixateur würd ich ohnehin nie im Leben "derpacken", aber der ist ja wohl eindeutig die bessere Indikation für mehrdimensionale Korrekturen. Und die "Stipfel" (=Pins) hast ja sowieso im Bein, ob da jetzt ein Ring dran ist, is auch scho Wurscht... Es schaut nur spektakulärer aus.

Der Weg zur Entscheidung

... war nicht so einfach für mich, kam schleichend und dauerte eine Weile. Ja, es ist keine Entscheidung auf Leben und Tod, es gibt schlimmeres, das ist klar. Aber man legt sich auch nicht jeden Tag so ein Gerät an und sowas will geplant und vorbereitet sein. Am wichtigsten ist wohl der mentale Zugang - wie bei fast allem. Ich hab eine Weile gebraucht, um aus mir heraus "ja" sagen zu können. Wie gesagt: Seit 3 Jahren ist klar, dass da was geschehen muss, ich hab´s wunderbar verdrängt, wenn auch erfolglos, denn täglich hat mein Knie gegrüßt... Manchmal mehr, manchmal weniger, manchmal hab ich Tabletten genommen, dann wieder nicht. Ich kam sogar noch auf Berge - wenn auch mit Einschränkungen: Rucksack musste mein Mann tragen, es dauerte etwas länger und danach gab´s wieder 2 Wochen Entzündung - aber egal, "aufi hab i miassn"! Als ich nun vor ein paar Monaten mit einem Infekt bettlägerig war und dieses Knie schon wieder keine Ruhe gab und ich nicht wusste, die ich´s lagern soll, begann ein neuerlicher Denkprozess... Mein Mann hat mir immer schon gut zugeredet, meiner Hausärztin gab ich erstmals sämtliche Befunde der letzten Jahre weiter und eine weit entfernte Freundin hat mir erzählt, dass ihr Bruder das auch vor 2 Jahren gemacht hat. Das Zureden dieser Menschen und wohl auch der Zeitpunkt an sich haben schließlich dazu geführt, dass ich beschloss, mich zumindest wieder mal schlau zu machen...