Mittwoch, 30. September 2009

Trau´ keinem, der auf Morphium ist!

Nach dem ersten Entziehungs-Schub geht´s jetzt im Moment mal relativ gut. Es gibt wieder Antrieb, ich komm´ aus dem Bett, es gibt Fortschritte. Und ich "trainiere" nun täglich. Gehe seit etwa 10 Tagen jeden Tag (!) raus, mach´meine kleine Runde, lüfte mein Hirnkastl ein bisschen und komme wieder zu Kräften.

Fühle mich auch relativ "nüchtern" und wach im Gegensatz zu früher. Man sollte aber nichts verschreien, es gibt eine bezeichnende Episode dazu:
Eine alte Bekannte rief mich an, um mit mir einen Besuchs-Termin zu vereinbaren. Mein Mann war Zeuge des Gesprächs, wie wir nach einigem Hin&Her schließlich auf "Freitag, 10.00 Uhr" kamen. Dieser Zeitpunkt wurde dann mehrmals von mir wiederholt, weil sie rückfragte, ob das nicht doch zu früh sei oder wie oder was.... Nein, 10.00 Uhr passt super, bitte komm´ um 10.00 Uhr...
Jedenfalls: Endlich Einigung und Tschüss und ich zu meinem Mann: "Freitag um 11.00 Uhr kommt die Susanne".
Natürlich hat er mich drauf hingewiesen, dass ich gerade in den letzten 5 Minuten mind. 3 mal 10.00 Uhr wiederholt habe und ihm das ja schon auf den Nerv gegangen sei. Und ich?! Glaubte ihm kein Wort! Bis ich schließlich ein Mail von ihr bekommen habe, in dem sie mir den Termin nochmal bestätigte.

So viel also dazu. Es mag ja Leute geben, denen das gern und oft "sowieso" passiert. Ich gehöre nicht dazu. Ich merk´ mir meine Termine und ich weiß, was ich vor 1 Minute gerade vereinbart habe.
Also, was ist die Moral von der Geschicht´: Morphium bliebt Morphium. Und aus.

ad Schmerztherapie, Entzug und so

Also ein Teil dieser letzten Wochen in der Depression ist auf Reduktion des Morphiums zurückzuführen, war also entzugsbedingt, wie mir meine Hausärztin, meine Apothekerin und meine Homöopatin versichert haben:

Nachdem der Drehprozess beendet war (mit 29. August), begann ich einige Zeit später, die sogenannten "Rescues" wegzulassen. Hab´ also auf die Basistherapie zurückgeschrauft.
Die Folge war tiefste Depressivität und Labilität, absolute Antriebslosigkeit und schlichtweg ein "Gatsch" im Hirn. Unfähig, klar zu denken usw. Wäre vielleicht halb so schlimm für mich gewesen, wenn ich nicht ursprünglich gesagt hätte, ich steige nach 3 Monaten (also mit 1. Oktober) beruflich wieder ein. Zumindet im "Background", von zu Hause aus. Das hat viel Stress ausgelöst. Einerseits durch mich selbst bzw. innerlich (wie geht´s jetzt weiter, wie soll ich das schaffen...), andererseits von der Firma her. Schließlich wollte man ja wissen, wie es jetzt weitergeht und das kam definitiv zum falschen Zeitpunkt.

Daher mein Tipp: Zu NICHTS verpflichten mit dem Ding!

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Mittlerweile geht´s besser, daher schreibe ich auch wieder.

Meine Hausärztin ist aus ihrem 3-wöchigen Urlaub zurück und die nächste Etappe habe ich gerade gestern angefangen: Reduktion der Basistherapie. Zumindest das Morphium. Die Abenddosis wird halbiert. Mal sehen, wie es da weitergeht.

Dienstag, 29. September 2009

Schluss mit lustig - jetzt einmal Klartext

Warum ich seit 1,5 Monaten nichts geschrieben habe? Weil´s nicht lustig war. Weil das einfach nicht so einfach ist. Weil es ganz schön runterziehen kann. Und weil man sich darauf nicht vorbereiten kann.
Nein, t´schuldigung, stimmt nicht. Es gibt schon Menschen, die das können. Vielleicht. Die, die meditieren und so. Sagen sie. Die, die´s tun. Da soll das leichter packbar sein alles. Die, die´s nicht tun, müssen halt durch den Kakao durch, Aus.
Es ist einfach so, dass die schlechten vor den guten Tagen dominieren. Und es wird härter, je weiter man gedreht hat. Vielleicht spielt schon auch die Jahreszeit eine Rolle. Vielleicht ist es ja im Winter wirklich leichter, wie viele ExpertInnen meinen. Im Nachhinein kann ich mir das schon auch vorstellen und ich würde die OP nach Möglichkeit auch in den Herbst oder ins Frühjahr setzen. Das mit den Wunden und dem körperlichen Gesamtzustand dürfte da schon ein bisl besser sein.

Jedenfalls wird es härter, je länger der Drehprozess dauert. Die Schmerzen nehmen zu, die Invalidität und die Depressivität. Die stellt sich ja nämlich einerseits als "simple" Nebenwirkung der Opiate ein, genauso wie als Nebenwirkung der Gesamtsituation an sich: Die "Isolationshaft", wie ich das dann zu nennen pflegte. Und man ist dem dann schon relativ machtlos ausgeliefert. Ich würde nämlich nicht meinen, dass ich eine negative Grund- und Voreinstellung hatte. Eher im Gegenteil. Und trotzdem hat es mich dann ordentlich erwischt. Aber ich schreib´s zum größeren Teil den Medikamenten zu.

Jedenfalls: während andere Leidensgenossen Namen wie "Folterinstrument" oder "Fleischhackermethode" mit diesem Prozess verbinden, hat sich für mich die "Isolationshaft" herauskristallisiert...

Das war also die schlechte Nachricht. Aber zum Glück gibt´s doch auch:

Die gute Nachricht: Der medizinische Verlauf ist bis dato einwandfrei :-)

Es gab lediglich zwei Kleinigkeiten: Einmal Verdacht auf einen Pininfekt, der zum Glück bei der Wurzel erfasst wurde. Ab da war Wund- bzw. die sogenannte "Pinpflege" mit Schrecken, Schreien und Tränen verbunden. Es hat einfach "schweineweh" getan :-( Die Wunden wurden ja größer und tiefer und da musste mein Mann schon ordentlich rumstochern drin..... Uaaaahhhhh ..... Aber anders geht´s nicht. Ein Pininfekt hätte zur Folge, das man in einer neuerlichen Operation den Pin entfernen müsste und und woanders einen neuen einsetzen müsste. Na, danke. Seavas Kaiser.
Die zweite Kleinigkeit war eine allergische Reaktion am Oberschenkel, bezogen auf die Klebe- und Desinfektionsmittel. Das war auch nicht lustig, Ausschlag am ganzen OS und natürlich Auswirkungen auf die Schmerzen an den Wunden..... Wundpflege ist jedenfalls eine Wissenschaft für sich, wenn das so lange dauert. Da muss man flexibel sein mit den Putzmitteln und den Verbandsmaterialien. Denn alle Hautfreundlichkeit der Welt nützt nichts, wenn sie monatelang diversen ätzenden (Desinfektionsmittel) und klebenden ("hautfreundliche" Klebestreifen für das Verbandszeug) Substanzen ausgeliefert ist. Also hier wurden dann neue Wege eingeschlagen, es wird jetzt öfter abgewechselt und manchmal mache ich vor dem Putzen für ein paar Stunden auf.
Den Ausschlag hat übrigens eine Cortisonsalbe wieder ins Lot gebracht und bis jetzt ist er wie der geblieben, wo er auch vorher schon war...