Dienstag, 9. Februar 2010

Verlauf der Beweglichkeit

Bis ich wieder mal die neuesten Röntgenbilder (vom 28.1.) usw. von der Kamera meines Mannes bekomme (der sie dauernd in der Firma vergisst) erzähl ich mal vom Mobilitätsverlauf bis jetzt.
Ich hab mir gerade meine gespeicherten Links von vor der OP angesehen und mich erinnert, wie unsicher man ist und wieviel Angst man bewältigen muss.

Ich war lediglich 10 Tage nach der OP im Krankenhaus. Den Knochen haben sie mit einem Meisel durchtrennt. D.h. der Schnitt ist relativ klein, ca. 2 cm). Warum ich so schnell "auf den Beinen" war, weiß ich nicht. Ich hab von einer mit einem monolateralen Fix im US gelesen, die war ganze 5 Wochen im Krankenhaus... Keine Ahnung, was die mit der angestellt haben, das sollte eigentlich wesentlich besser gehen.
Hier ein Foto, wo man den Schnitt sieht:


Jedenfalls, bei mir war es konkret so:
Die ersten 3 Tage nach der Op sind die allerallerschmerzhaftesten. Der Knochen wird total durchgeschnitten und bis sich der Knochenmarkskanal wieder schließt, muss man was aushalten. Wobei es auch unterschiedliche Schmerztherapien gibt. Ich hab das Morphium nur 1 mal in Form einer Spritze bekommen. Aber da geht auch wirklich GAR nichts mehr. Sonst nehm ich ja Tabletten, auch schon im Krankenhaus. Aber da gibt es eben eine Basistherapie und dann noch die "Rescues" bei Bedarf. Da ich zu den vorsichtigen Menschen in Bezug auf Medikamentengebrauch gehöre, hab ich das in den ersten Tagen oft übersehen, die zu nehmen. Man kennt ja einerseits die verschiedenen Schmerzen noch nicht und glaubt, es geht noch, es geht noch und ehe man sich´s versieht, ist der kritische Punkt überschritten, wo man mit den Tabs nichts mehr machen kann. Man sollte also sofort bei einem Anstieg der Schmerzen reagieren.
Am Anfang ist also der größte Schmerz der Knochenschmerz. Der ist sehr schwer und tief. Man bekommt das Gefühl, also ob eine Tonne Gewicht am Bein wäre und das Bein jeden Moment explodieren könnte oder auch als ob das Bein rausgerissen wird. Geht ja auch ein Haufen Zeugs durch die Muskeln durch und das arbeitet anfangs alles ordentlich.

Aber zurück zum Thema. Das Bein ist in keiner Weise zu bewegen. Kein Milimeter von selber. Ok, die Zehen und die Fußschaufel - immerhin ;-) Natürlich ist das schon etwas furchteinflößend - was ist da los? Wird das jemals wieder? -> Das dauert einige Wochen, bis sich wieder etwas "regt", also bis man das Bein wieder ein paar cm von selber hochheben kann. Nicht verzweifeln, es kommt schon!
Und jede Bewegung (unter Hilfestellung) tut weh. Klo gibt´s erstmal nur im Bett auf der Schüssel und das tut auch sehr weh. Also alles außer waagrecht ist sehr schmerzhaft anfangs.
Nach ein paar Tagen geht´s schon mit dem Rolli auf´s Klo und man muss halt Zähne zusammenbeißen. Mir war das aber lieber als weiterhin die Schüssel im Bett ;-)
Achtung: Bitte immer bedenken, dass wir hier von Fixateur im Oberschenkel sprechen. Bei Indikation im Unterschenkel ist das nicht so, die können ganz normal abbiegen!

In den ersten Wochen bzw. Monaten - zumindest während der Distraktionsphase - geht auch nicht viel mehr. Das ist auch nach wie vor eine schmerzhafte Phase, aber so schlimm wie im Krankenhaus wird´s nicht mehr. Während dieser Zeit geht´s mal rauf, mal runter. Jedenfalls aber noch nicht kontinuierlich nur hinauf, weil der Drehprozess eine hoch sensitive Phase darstellt, in der der Körper nicht zur Ruhe kommt und heilen darf. Auch mental ist man hier am meisten gefordert. Weil es einfach nicht anfängt, aufwärts zu gehen - und dabei die unwissende Umwelt dann solche Sprüche von sich gibt wie: "Jetzt kann´s ja nur mehr aufwärts gehen, die OP ist ja vorbei.". Viel was Schlimmeres kann man dir in der Situation eigentlich nicht sagen. >-(

Aber gut, man ist ja auch auf den Medikamenten. Ich frag mich manchmal schon, wie ich das ausgehalten habe, aber es geht wenn man drin steckt. Dafür war damals die Wundpflege noch nicht so schlimm. Die macht mir jetzt mehr zu schaffen, dafür geht alles andere schon ganz gut.

Danach geht´s dann aber jedenfalls Step by Step und langsam, aber sicher bergauf. Langsam, wie gesagt, aber sicher. Das Bein kann sich allmählich schon selber halten und das schafft schon viel mehr Lebensraum. Ich bin vorher nur ins Bett gekommen, weil die Einstiegsprozedur viel Platz brauchte ;-) Hier ein Kurzvideo dazu. Auf die Couch im Wohn-Esszimmer kam ich in den ersten 3 Monaten nicht, da hätten wir umstellen müssen und es war ja eh schon alles zusammen genug "Umstellung".



Aber ich war ja "zach" und habe nach gerade mal 2,5 Wochen nach der OP schon meinen ersten Ausflug gemacht: 2 Stockwerke runter und ca. knappe 100 Meter! In einer Stunde war das schon machbar ;-))



Wenn dann mit der Zeit der Knochen wächst und die Muskeln wieder etwas beweglicher werden, kann man auch schon etwas belasten und langsam, aber sicher geht dann zumindest der Knochenschmerz mal runter. Und durch die Wiedererlangung von zumindest einem Minimum an Elastizität tun auch andere Bewgungen nicht mehr so weh. Man kann sich z.B. die Socken selber anziehen, weil das nicht mehr so weh tut. Oder man fängt an, auf Stühlen zu sitzen - zuerst nur zum Essen, dann hin und wieder auch mal so (das tat ja anfangs auch furchtbar weh. Man glaubt nicht, an was die OS-Muskeln allem beteiligt sind!)
Bei Stehen und Gehen wird man auch beweglicher, erlangt mehr Radius, kann immer mehr Dinge tun.
Ich hab die größte Freude gehabt, wenn ich selber ein bisschen Wäsche aufgehängt habe, Geschirrspüler geräumt und all das, wo man quasi "am Fleck" was machen kann.
Auch regelmäßiges Spazieren gehen ist da ganz wichtig. Für Körper und Seele...

Durch die allmähliche Gewöhnung an die Medikamente ist man auch nicht mehr sooo "paniert", der Kreislauf erholt sich, man kann beginnen, "aufzubauen".

Ich hatte 2 Monate Distraktionsphase. Nach 5 Monaten, bzw. im 6. Monat (Dezember) konnte ich beginnen, immer mehr Gewicht auf das Bein zu lassen und ich hab dann auch trainiert, nur 1 Krücke zu benutzen. Je mehr Belastung, umso besser für´s Knochenwachstum und ich hab getan, was ging.

Anfang Dezember habe ich sogar das erste Mal gekocht. Da kam auch die Physio endlich dazu und der Knochen ist ja auch immer dichter geworden, also ab da ging´s wirklich ganz gut bergauf. Auch den Kreislauf konnte ich dann mehr fordern. Wäre nicht das Wundenputzen gewesen, hätte ich (fast) uneingeschränkt die Zeit meines Krankenstandes für mich nutzen können ;-)
Leider hat dann ja meine Kollegin gekündigt und da man doch recht instabil in allem ist, hat mich das dann zusätzlich belastet. Und belastbar ist man halt leider gar nicht.

Nun habe ich bald 7,5 Monate hinter mir und bin schon recht mobil. Zwar zu 99% zu Hause (es hat seit Wochen Schnee und ich gehe nur um´s Eck zur Physiotherapie raus), aber da kann ich schon alles machen. Ich befinde mich ja auch im Endspurt und beschäftige mich nun mit Muskelaufbau (das hat im Moment sogar den Vorrang vor Knie-abbiegen). Nach 7 Monaten tut sich da schon was an Abbau und bevor ich das Ding runterbekomme, sollte ich wieder ein bisschen eigene Stabilität erlangen.

Leider haben wir nach den ersten Wochen der Gewöhnung an das neue Leben nicht mehr viel dokumentiert - es gibt also über diesen Verlauf leider keine kontinuierlichen Foto- und Filmdokumente. Und wenn ich meinen Sohn z.b. bitte, meint der nur: "Hast du nicht eh schon genug Fotos? *Grummelgrummel*"... jaja... Es sind auch alle froh, dass sie mir nicht mehr bei jedem Handgriff helfen müssen. Da geht ja in den ersten Monaten wirklich gar nichts - also ohne Hilfe geht´s absolut nicht. Aber mit der Zeit kann man dann schon damit leben. "Selber" bzw. eigenständig. Sofern man nicht einkaufen muss ;-)

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So, ich hoffe, das gibt ein bisschen einen Eindruck. Es ist ja sehr schwierig, alles zu beschreiben. In meinem Kopf ist viel mehr, und ich merke, dass ich zwar auch viel herumschreibe, aber auch nicht sehr effizient. Also die Medikamente wirken natürlich nach wie vor, auch wenn ich schon sehr daran gewöhnt bin... Aber an manchen Dingen merkt man es dann doch wieder recht deutlich ;-)

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